Wenn ich an Apples iOS oder Googles Android denke, fällt mir immer sofort der scheinbar nie enden wollende Krieg zwischen den beiden stark verfeindeten Anhängerlagern ein. Der eine Teil schwört auf das eher restriktive iOS, der andere Teil liebt die Quelloffenheit von Android. Ich selbst nutze seit jeher Android auf meinem Smartphone und Tablet, bin dank iPod Touch aber auch mit iOS in Berührung gekommen. Mit diesem Blog möchte ich endlich mal reinen Tisch machen und aufzeigen, dass beide Plattformen ihre Daseinsberechtigung haben und deren jeweilige Stärken und Schwächen aufzeigen.
Design
Android
Zu den Anfangszeiten konnte man Android am besten mit „wie Kraut und Rüben“ beschreiben. Die Funktionalität war zwar gegeben, aber von Designrichtlinien war nicht die Rede. Nicht nur die offiziellen Google Apps, auch die Third-Party-Apps wiesen nicht mal den Hauch einer Einheitlichkeit auf. Doch mit der Einführung von Android 4.0 aka Ice Cream Sandwich anno 2011 kam langsam der Umschwung. Google führte Richtlinien für das offiziell „Holo“ getaufte Design von Android 4.0 ein und nach und nach wurden neue und alte Apps mit dem einheitlichen Design veröffentlicht respektive geupdatet. Auch der neuste Trend des „Flat Design“ hält Einzug in immer mehr Apps. Gut so!
iOS
Apple hat’s vorgemacht; die Kalifornier gaben von Anfang an strenge Richtlinien vor, wie eine iOS-App auszusehen hat. Wer sich nicht dran hielt, bekam auch schon mal keine Freigabe für den Appstore. Durch die ähnliche Gestaltung und immer wieder gleich aussehende Designelemente der Apps war eine viel einfachere Handhabung für die Nutzer gegeben. Hat man eine App bedienen können, konnte man sich überall zu Recht finden. Nachteil: Alles sieht irgendwie gleich aus, die Individualität geht verloren. Und: Erst iOS 7 wird eine neue frische Oberfläche bieten. Noch sind die Geräte auf dem optischen Stand von vor 6 Jahren.
Updates
Android
Google gibt sich redlich Mühe sein mobiles Betriebssystem auf dem aktuellen Stand zu halten und neue Features zu implementieren. Die Versionssprünge wurden in der letzten Zeit zwar kleiner, aber unter der Haube tat sich doch einiges. Der große Vorteil, die Quelloffenheit, ist hier aber auch das große Problem von Android. Hersteller wie Samsung, Sony, HTC und Co. verleihen ihren Smartphones und Tablets gern ein eigenes Design in Form von Launchern und bauen einzigartige Funktionen ein. Das macht schnelle Updates unmöglich. Während Nexus-Geräte, die von Google kommen und mit purem Android ausgeliefert werden, in der Regel sofort die neusten Updates bekommen, müssen die Hersteller die neuen Versionen erst mit den eigenen Änderungen ausstatten. Das kostet wertvolle Zeit, zu viel Zeit. Auch nach mehr als zwei Jahren Ice Cream Sandwich (Android 4.0) sind immer noch gut ein Drittel aller Geräte weltweit mit dem alten Android 2.3 (Gingerbread) unterwegs. Diese Fragmentierung ist in meinen Augen mit Abstand das größte Manko von Android.
iOS
Apple zeigt, wie man Updates ausliefern muss. Kaum ist eine neue Version von iOS erschienen findet es sich nur wenige Tage später auf der deutlichen Mehrheit aller Geräte wieder. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass ausschließlich Apple sowohl das Betriebssystem als auch die Geräte selbst anbietet. Die Abstimmung auf die Hardware und frühzeitige Updates sind also viel unkomplizierter als bei der Konkurrenz. Was die Implementierung neuer Features und Designs angeht, hinkt Apple dem Suchmaschinenriesen Google aber hinterher.
Performance
Android
Gerade in der Anfangszeit ruckelte man sich gerne mal über die Homescreens aufgrund mangelnder Optimierung und schwacher Hardware. Doch auch in dieser Kategorie hat Google kürzlich deutlich zulegen können, maßgeblich mit dem Release von Android 4.1 (Jelly Bean). Darin integriert wurde „Project Butter“, eine großflächige Performanceoptimierung, welche das Navigieren auch auf älteren Geräten flüssiger gestaltetet. Android 5.0 (Key Lime Pie) soll weiterhin auch auf schwachbrüstigen Geräten flüssig laufen. Eine wirklich gute Entscheidung von Google mehr Fokus auf die Optimierung zu legen.
iOS
Die Möglichkeit Hardware und Software perfekt aufeinander abstimmen zu können, merkt man dem mobilen Betriebssystem deutlich an. iPhone und iPad waren noch nie mit der neusten Hardware ausgestattet, doch die Performance war zu jeder Zeit erstklassig. Sollte Apple wirklich mehrere Modelle seines iPhones anbieten wollen, muss sich zeigen, ob man auch in Zukunft das Zusammenspiel von Hard- und Software im Griff hat.
App-Auswahl
Android
Masse statt Klasse? Anfang des Jahres hat Google mit 800.000 verfügbaren Apps im Play Store die Konkurrenz aus dem Hause Apple zumindest quantitativ überholt. Die Million ist nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Doch wie steht es um die Qualität der angebotenen Apps? Im Gegensatz zu Apple, die jede App gründlich überprüfen, bevor sie zum Download freigegeben wird, kann jeder App-Entwickler und solche die sich zumindest so schimpfen, binnen Minuten seine App verfügbar machen. Oftmals mit minderer Qualität inklusive Betrugsversuche und Schadsoftware. Andererseits werden dafür aber auch sicherheitsrelevante Updates schneller unter die Leute gebracht.
iOS
Apple liefert hier mit iOS ein völlig anderes Konzept ab. Was die Menge der Apps angeht, hinkt man dem Suchmaschinenriesen aus Mountain View zwar hinterher, dafür findet man bei Apple dank gründlicher Kontrollen vor der Veröffentlichung einer App keinerlei Schadsoftware im Appstore. Auch die durchschnittliche Qualität der kleinen Softwarepakete ist höher anzusiedeln. Der Nachteil: Es dauert oftmals bis zu einer Woche bis Apple neue Versionen beliebter Apps zur Verfügung stellt. Versehentlich kaputt-geupdatete Apps bleiben so tagelang unbrauchbar.
Anpassung
Android
Hier kann Google wieder die Muskeln spielen lassen. Kein mobiles Betriebssystem ist so an die eigenen Vorlieben anpassbar wie der kleine grüne Androide. Egal ob Livewallpaper, eigenen App-Icons, andere Launcher oder gar komplett andere ROMs, hier kann man sich komplett austoben. Auch mit wenig detaillierten Kenntnissen, kann man binnen Minuten das Design komplett umkrempeln. Bravo!
iOS
Hat man ein iPhone… hat man ein iPhone. Und iPhones sehen alle gleich aus, von den (in iOS 7 neuen Live-) Wallpapern mal abgesehen. Leider ist bei Apple Individualisierung nicht gerne gesehen, schade!
Kosten
Android
Android Phones, Phablets und Tablets gibt es in allen Preiskategorien von ganz billig bis edel und (über)teuer(t). Allerdings kann jeder das für sich passende Modell ausfindig machen. Etwas Geduld, um sich durch die scheinbar unendliche Auswahl zu kämpfen, vorausgesetzt. Bei den Apps ist das Verhältnis ziemlich ausgeglichen. Es gibt viele nützliche kostenlose Apps aber auch Bezahl-Apps. Das Gegenteil ist aber natürlich auch der Fall.
iOS
Bei Apple habe ich immer das Gefühl die Hälfte für den Namen zu bezahlen, doch Apple kann es sich scheinbar leisten. Der Hype um neue Modelle des iPhone und iPad ist nach wie vor ungebremst und die Anhänger zahlen mutmaßlich blind jeden Preis. Doch Überraschung: In naher Zukunft soll es auch mittelpreisige Geräte geben. Ein Sinneswandel, der dringend nötig ist. Auch bei den Apps findet man mehr kostenpflichte Vertreter als bei Google. So macht Apple auch deutlich mehr Gewinn mit dem Appstore als Google mit dem Play Store.
Fazit & Ausblick
Beide Systeme haben natürlich ihre Daseinsberechtigung. Und bei Beiden gibt es Vor- und Nachteile. Bei Android die nicht optimale Performance bei älteren Geräten, die Fragmentierung und die mitunter schädlichen Apps. Bei Apple die extrem restriktive Firmenpolitik, die kaum vorhandenen Möglichkeiten das System zu individualisieren, die verspäteten Updates und der hohe Preis, welcher zu einem erheblichen Teil dem Namen geschuldet sein dürfte.
Am Ende muss der User entscheiden, welcher Typ er ist und welche Plattform besser zu ihm passt. Ist man der verspielte Technikfreak oder experimentiert gerne, ist vermutlich Googles Android die bessere Wahl. Legt man Wert auf einen Markennamen und hält gern ein fertiges und aufgeräumtes System in der Hand, greift man besser zu Apples iOS. Insbesondere natürlich dann, wenn man schon andere Apple-Produkte sein Eigen nennt. Die Brieftasche kann bei beiden Systemen leiden und das Angebot an Apps liegt in etwa gleich auf.
Ich für meinen Teil bleibe bei Android. Die Möglichkeit das System zu individualisieren und meinen Vorstellungen anzupassen möchte ich nicht mehr missen. Die Freiheiten für Nuzer und Entwickler durch die Quelloffenheit sind schon verdammt praktisch. Doch was sind eure Erfahrungen?