Seit wenigen Tagen verrichten in meinem generalüberholten PC zwei EVGA GTX970 SuperClocked ACX2.0 ihren Dienst. Für die Karten habe ich mich vor allem aufgrund der werkseitigen Übertaktung und des angeblich leisen ACX2.0 Kühlers entschieden. Dass leider nicht alles Gold ist was glänzt, musste ich kurz nach dem Einbau und einer Partie Assassin’s Creed Unity feststellen. Nach wenigen Minuten drehen die Lüfter auf über 40% und es schallt wie ein Fön aus dem Gehäuse. Ein Umstand den es abzustellen galt.
Bevor ich auf den Umbau selbst eingehe, möchte ich der besseren Vergleichbarkeit halber noch ein paar Infos zum PC bekanntgeben:
- Prozessor: Intel Core i7 4790k @ 4,0 GHz (4,4 GHz mit Turbo)
- Mainboard: ASRock Z97 Extreme6
- Arbeitsspeicher: Corsair 16 GB DDR3 (4x 4 GB)
- Netzteil: Seasonic X-660
- Gehäuse: anidées AI-6 BW
- Grafikkarten: 2x EVGA GTX970 SuperClocked ACX2.0
Weitere Details zum System erfahrt ihr hier.
Die Wahl des richtigen Kühlers
Eines vorweg, es war keine leichte Entscheidung. Diverse Modelle eigenen sich dank der geringen TDP der Maxwell-Karten prima für das Vorhaben. Aufgrund meiner positiven Erfahrungen mit Arctic Kühlern in der Vergangenheit fiel meine Entscheidung zunächst auf den Twin Turbo III, doch in meinem Fall wäre das keine gute Kombination gewesen.
Die Belegung der Steckplätze auf dem Mainboard sieht aktuell wie folgt aus:
- Slot 1: Soundkarte
- Slot 2: Grafikkarte 1
- Slot 3: verdeckt
- Slot 4: frei
- Slot 5: Grafikkarte 2
- Slot 6: verdeckt
- Slot 7: frei
Wäre die Entscheidung auf den Twin Turbo III gefallen, hätte ich den im Lieferumfang enthaltenen Backplate-Kühler nicht verwenden können, da dieser aufgrund seiner Höhe von 23 mm mit der Soundkarte kollidiert wäre und auch SLI unmöglich gemacht hätte. Der Twin Turbo II unterscheidet sich was Bauweise und Kühlleistung angeht von seinem Nachfolger nur durch diesen rückseitigen Kühlkörper, weshalb schlussendlich zwei Twin Turbo II gekauft wurden. Positiver Nebeneffekt: Den Kühlern liegen ein paar passive Kühlkörper für VRAM und Spannungswandler bei. Das ist beim Twin Turbo III leider nicht mehr der Fall.
Demontage des EVGA ACX2.0 Kühlers
Kommen wir nun zum praktischen Teil, der Demontage des Originalkühlers. Einer der Vorteile von EVGA-Karten ist, dass die Garantie nicht erlischt, wenn der Kühler ersetzt wird. Gerade die Garantiefrage sollte man immer bedenken, wenn man Modifikationen an der eigenen Hardware vornehmen möchte. Das Entfernen des ACX2.0 geht völlig unkompliziert von der Hand. Dieser wird nur durch vier Schrauben und den Stromstecker auf dem PCB gehalten.
Damit der Twin Turbo II später sauber auf dem PCB aufsitzt, muss im nächsten Schritt noch die Metallplatte entfernt werden. Diese wird von ganzen sieben kleinen Schräubchen gehalten.
Ist die Platte entfernt, ist die Demontage auch schon abgeschlossen.
Säuberung der Grafikkarte
Anschließend entferne ich die alte Wärmeleitpaste von der GPU und reinige die Bauteile, die später mit Passivkühlern bestückt werden sollen; also den VRAM und die Spannungswandler. Die rückstandslose Entfernung der alten Paste geht mit dem Arctic Silver ArctiClean Reinigungskit am leichtesten von der Hand. Die beiden Reiniger nutze ich schon seit vielen Jahren. Zunächst entfernt man die alte Paste mit Flüssigkeit 1 (dem Thermal Material Remover), anschließend wird die Oberfläche mit Flüssigkeit 2 (dem Thermal Surface Purifier) entfettet und für die neue Paste vorbereitet. VRAM und Spannungswandler habe ich nur mit dem Thermal Surface Purifier (Flüssigkeit 2) behandelt.
Montage des Arctic Twin Turbo II
Kommen wir zum entscheidenden Teil dieser Anleitung; der Montage des neuen Kühlers. Als kleine Einstimmung zunächst ein paar Impressionen vom Kühler und dessen Zubehör.
Für die Installation des Arctic Accelero Twin Turbo II auf der EVGA GTX970 SuperClocked ACX2.0 wird längst nicht sämtliches Zubehör benötigt. In diesem konkreten Fall ist von Nöten:
- der Kühler selbst
- die 2,3 mm hohen Abstandshalter aus Kunststoff
- die vier größeren Schrauben
- ein paar der zahlreichen Passiv-Kühlkörper
- die Tube Wärmeleitkleber
Zusätzlich verwende ich noch:
Eingesetztes Werkzeug:
- mittelgroßer Kreuzschlitz-Schraubenzieher
- Zahnstocher
Zunächst bringe ich die passiven Kühlkörper auf den Spannungswandlern und dem VRAM an. Dazu reinige ich die Unterseite der Kühlkörper mit dem Thermal Surface Purifier, um sie dann mit einem Gemisch aus 75% Wärmeleitkleber und 25% Wärmeleitpaste auf die Bausteine zu setzen. Warum ein Gemisch und nicht einfach den reinen Kleber selbst? Nun, das war ein wirklich guter Tipp von Zotaczilla aus dem Hardwareluxx-Forum. Der Wärmeleitkleber haftet so stark, dass man die Grafikkarte beim Entfernen der Kühlkörper beschädigen könnte. Aus diesem Grund habe ich zuvor ein paar Probemischungen hergestellt, wobei sich das Mischverhältnis 3/1 WLK/WLP – zumindest in meinem Fall mit der Arctic Silver 5 – als am besten herausstellte. Der Kleber haftet stark genug und die Kühlkörper lassen sich dennoch problemlos entfernen.
Die passiven Kühlkörper werden unter Zuhilfenahme eines Zahnstochers dünn mit dem Gemisch bestrichen, auf den VRAM-Chips sowie den Spannungswandlern aufgesetzt und ein paar Sekunden angedrückt. Wirklich ausgehärtet ist der Kleber zwar erst nach ein paar Stunden, aber für die weitere Montage des Kühlers ist das kein Problem. Das Zwischenergebnis sieht dann wie folgt aus:
Die grün markierten Bauteile wurden mit Passivkühlern bestückt, die orange markierten VRAM-Chips hingegen absichtlich ausgelassen, da der Twin Turbo II sonst nicht montiert werden kann. Die auf der Rückseite befindlichen VRAM-Chips können natürlich auch beklebt werden. Zu beachten ist dabei jedoch die Bauhöhe des Twin Turbo II, welcher etwa 2,5 Slots einnimmt. Ist also SLI-Betrieb geplant, müssen vier oder mehr Slots Freiraum vorhanden sein, damit die Kühlkörper auf dem VRAM nicht mit der anderen Grafikkarte kollidieren.
Ich bin kein Freund von bereits auf dem Kühler aufgetragener Wärmeleitpaste. Daher entferne ich zunächst die WLP vom Arctic Accelero Twin Turbo II und trage meine Arctic Silver 5 auf die GPU auf. Bitte an dieser Stelle nicht mit dem Kleber verwechseln…
Bevor der Kühler seinen Platz auf der Karte einnimmt, sollte die Stromversorgung sichergestellt und damit der Stecker eingesteckt werden. Das ist zwar auch im Nachhinein möglich, wird aber eine ziemliche Fummelei. Am einfachsten lässt sich der Twin Turbo II befestigen, indem man den Kühler auf die Arbeitsfläche legt und die Grafikkarte von oben aufsetzt. So können die Schrauben realtiv bequem fixiert werden. Beim Festziehen der Schrauben ist zu beachten, dass diese nach und nach über Kreuz angezogen werden, um einen gleichmäßigen Anpressdruck zu erreichen. Sind alle vier Schrauben fest, ist die Montage abgeschlossen und das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Fazit
Analog dazu habe ich meine zweite GTX970 umgebaut und anschließend wieder in den PC verfrachtet. Der Lohn der Aktion: deutlich weniger Lärm und zugleich bessere Temperaturen. Mit den Originalkühlern von EVGA erreichten die Karten im Idle/Furmark 46°C/82°C (obere Karte) und 38°C/73°C (untere Karte) und verursachten unter Volllast bei etwa 40% Lüftergeschwindigkeit einen ziemlichen Lärm. Jetzt mit beiden Twin Turbos liegen die Temperaturen im Idle/Furmark bei 31/72°C (obere Karte) und 26/59°C (untere Karte). Bedenkt man, dass die obere GTX970 aufgrund des SLI-bedingten geringen Freiraums bis zur zweiten Karte sehr viel heiße Luft abbekommt, sind die Werte sehr zufriedenstellend. Zumal die Lautstärke selbst im Furmark angenehm gering ausfällt. Mehr als ein leises Säuseln ist vom SLI-Gespann nicht zu hören. Und das war schließlich der Hauptgrund für den Umbau.
Ein Hinweis noch zu den Lüftern: Die EVGA GTX970 SuperClocked ACX2.0 verfügt über einen Zero-Fan-Mode, bei dem die Karte die Lüfter vollständig abschaltet, sofern die Temperatur unter einem frei einstellbaren Limit bleibt. Leider sind die Twin Turbos nicht mit diesem Modus kompatibel und schalten sich nicht vollständig ab. Das stört aber nicht weiter, da sie bei unter 1000 U/min quasi nicht hörbar sind und im Zero-Fan-Temperaturbereich sogar mit nur 450 U/min arbeiten.
Ich hoffe, meine Anleitung nimmt dem ein oder anderen Bastler die Angst vor dem Umbau seiner Karte und freue mich auf eure Kommentare.
Georg Mai 13, 2015
Super Anleitung! Der Kühler kommt mir nächste Woche drauf. Das Problem mit diesen Karten sind wirklich die VRMs bzw. der lauter Lüfter. In Spanien leben und Sommer hilft auch nicht gerade 🙂 Ich denke der Arctic TT II sollte perfekt sein. Danke nochmal für Spitzenanleitung. G.
jackennils Mai 13, 2015
Sehr gerne. Freut mich, wenn ich helfen konnte. 🙂